Um zu verstehen, warum die Ehe von Prinz Charles und Prinzessin Diana noch vor dem Jawort unter einem schwierigen Stern stand, muss man in die Jahre vor der prunkvollen Zeremonie reisen.

Prinz Charles: Hochzeit als royale Pflicht

Lange Jahre galt Charles, der Sohn von Queen Elizabeth und Prinz Philip, als einer der begehrtesten Junggesellen der Welt. Und das hatte seinen Grund. „Du musst dich daran erinnern – wenn du in meiner Position jemanden heiraten wirst -, dass sie vielleicht eines Tages Königin wird“, sagte Charles 1969 in einem Interview auf die Frage nach einer passenden Ehefrau. Damals war er zarte 20 Jahre alt und spürte noch nichts von dem Druck, seine Pflicht für den Fortbestand des Hauses Windsor in Form einer Frau und eines Stammhalters zu erfüllen. Wie schwer es sein würde, sich ernsthaft zu verlieben – und das auch noch in eine Frau, die bereit war, die Rolle der künftigen Königin zu übernehmen -, sollte er erst in den nächsten Jahren bemerken.

Die erschwerte Suche nach einer Ehefrau bedeutet nicht, dass er seine Zeit als einsamer Mann verbrachte. Im Gegenteil: Der Prinz war kein Kind von Traurigkeit. Doch der Liebe die Freiheit zum Wachsen zu geben, war nicht leicht. Die Presse verfolgte jede Romanze mit Faszination und allen Details, die es zu (er)finden gab – ein Problem. „Es gab nur wenig Raum für Spontanität und natürlich keinen für Privatsphäre“, schreibt Junor in ihrem Buch „Charles: Villian or Victim?“.

Prinz Charles 

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Ins Restaurant oder Kino gehen, einen Spaziergang durch London machen – all das war für Charles nicht möglich. Nicht nur wegen der Dauerbeobachtung von Medien und Volk, sondern auch wegen der seiner Leibwächter. Wollte er sich mit einer Frau treffen, musste dies von seinem Personal arrangiert werden. Dies habe Dates laut Junor „peinlich und erzwungen“ wirken lassen. Und so hatte Charles laut Junor gleich zwei Haken: „Wenn die [royalen] Formalitäten keine aufkeimende Beziehung zunichtegemacht haben (…), dann [der Umstand], zum Thema in den Gossip-Kolumnen zu werden.“

Prinz Charles und die Frauen

1972 lernte Prinz Charles Camilla Shand (nach ihrer Heirat Camilla Parker Bowles) kennen. Er verliebte sich Hals über Kopf in sie, doch fühlte sich mit 24 Jahren noch zu jung für die Ehe. Eine Entscheidung, die das Königshaus begrüßte: Es hielt Camilla für keine standesgemäße Frau an der Seite des Prinzen von Wales. Ende des Jahres musste Charles für einen Militäreinsatz zur See. Camilla heiratete in seiner Abwesenheit Andrew Parker Bowles, mit dem sie bereits seit sieben Jahren verbandelt war. Charles sei über die Nachricht „zutiefst enttäuscht gewesen“, schreibt Penny Junor. Dennoch blieben er und Camilla Freunde.

Sehnsucht nach der Ehe

Charles suchte derweil sein Glück bei anderen Frauen. Unter ihnen, so schreibt „The Express“, Anna Wallace, Lady Amanda Knatchbull, Sabrina Guiness und Hollywood-Star Barbra Streisand. 1979 ließ Charles seine Affäre zu Camilla, die sich inzwischen von ihrem Ehemann entfremdet hatte, wieder aufleben. Eine Hochzeit mit ihr, als bereits verheiratete Frau, war jedoch unmöglicher als je zuvor.

Prinz Charles mit seiner damaligen Freundin Sabrina Guiness

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Trotz seiner Freundinnen und Affären sei der Prinz „fundamental  einsam“ gewesen und habe sich nach jemandem gesehnt, mit dem er sein Leben teile können, schreibt Junor. „Er wollte sesshaft werden, häuslich sein, einen großen Garten und Hunde und Kinder haben. All die Dinge, die seine Freunde hatten.“ Charles glaubte wie Diana leidenschaftlich an die Wichtigkeit einer Familie.

Lady Diana Spencer tritt in das Leben von Charles

Als Charles Diana 1977 zum ersten Mal in ihrem Zuhause in Althorp traf, war sie laut Junor ein „etwas plumper, lauter Teenager“ von 16 Jahren – und die Schwester von Sarah Spencer, Charles‘ aktueller Freundin. Während Diana sich angeblich sofort in den Prinzen verliebte, hatte der zunächst kein Interesse an ihr. Als er sich schließlich von Sarah trennte, blieb er mit den Schwestern in Kontakt.

Und so geschah es im Juli 1980 bei einer Party von gemeinsamen Freunden in Sussex, dass Charles Diana erstmals mit anderen Augen sah. Ein Gespräch über seinen 1979 von der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) ermordeten Onkel Louis Mountbattten soll die beiden einander nähergebracht haben. „Was Diana sagte, berührte den Prinzen tief (…)“, schreibt Penny Junor über den Moment.

Lady Diana Spener, die spätere Prinzessin von Wales

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Nur sieben Monate nach der Party, am 24. Februar 1981, gab der Prinz seine Verlobung mit der ehemaligen Kindergärtnerin bekannt. Doch die Wahrheit war weniger märchenhaft, als sie nach außen schien.

Diana ist die perfekte Ehefrau, aber …

Charles sei zugegeben „furchtbar hingerissen“ von Diana gewesen, heißt es in „Charles: Victim or Villian“. Als er sie nach Schloss Balmoral, der Sommerresidenz der Queen in Schottland, eingeladen habe, habe sie jeder geliebt. „Sie war ein frisches, wunderbares und lustiges Mädchen (…), das Witze erzählte, nicht genug Kleidung hatte und sie sich von anderen leihen musste, dumme Fragen stellte, nicht das Geringste wusste und jeden zum Lachen brachte“, beschreibt die Royal-Autorin Dianas Vorzüge dieser Tage. Die junge Frau war all das, was Charles in seinem Leben in der königlichen Familie vermisste, und mit ihrem adligen Hintergrund die perfekte Partie: Dianas Großmutter war eine Freundin und Lady-in-waiting für Queen Mum, ihr Vater Charles der achte Earl of Spencer.

Prinz Charles im Schatten seiner Frau

Seine Eifersucht auf Lady Diana (†) war enorm groß

Prinz Charles zögert mit einem Heiratsantrag

Die Entscheidung, um Dianas Hand zu bitten, soll Charles trotz seiner Gefühle nicht aus Überzeugung getroffen haben. Junor dazu:

„Es war eine bemitleidenswerte Entscheidung aus der Kombination schlechter Kommunikation, Medienmanipulation und einem Druck [zu heiraten], dem Charles nicht länger standhalten konnte.“

Die Presse fiel in einem bis dahin unbekannten Ausmaß über Diana her. Von einer heimlichen Liebesnacht mit Charles im Zug der Queen war gar die Rede. Prinz Philip reichte es mit dem Playboy-Image seines Sohnes. Er sorgte sich um den Fortbestand der Monarchie und um den Ruf der blutjungen Diana und schrieb seinem Sohn einen Brief. Aus diesem glaubte Charles ein Ultimatum herauszulesen: Entweder er heirate Diana zügig oder beende die Beziehung. Der Prinz sah sich mit einer unmöglichen Entscheidung konfrontiert: Diana einen Heiratsantrag machen, bevor er ganz sicher ist, dass sie die Richtige ist, oder das Risiko eingehen, sie zu verlieren, wo sie doch in vielerlei Hinsicht so perfekt ist und die Dinge sehr vielversprechend aussehen“, fasst Penny Junor das Dilemma des Royals zusammen.

Lady Diana Spender und Prinz Charles

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Freunde raten Prinz Charles von Diana ab

Einem Freund gestand Charles, „verwirrt und ängstlich“ zu sein. Er wusste, dass er Diana sehr mochte, aber noch nicht liebte. Immerhin waren die beiden zu diesem Zeitpunkt erst wenige Monate ein Paar. Und auch eine andere, unangenehme Frage stand im Raum: Würde sich je eine andere Frau auf ihn einlassen, die gesehen hatte, wie die Medien sich auf Diana stürzten?

In seiner Verzweiflung suchte Charles Hilfe bei offiziellen Beratern und Freunden. Nur wenige hatten laut Junor den Mut, ihm ihre ehrliche Meinung zu sagen. Darunter Nicolas Soames, Penny Romsey und ihr Ehemann Norton Romsey, drei enge Freunde von Charles. Sie trauten sich, dem Royal ihre Befürchtungen mitzuteilen: Der intellektuelle Unterschied zwischen dem 32-jährigen Charles und der 19-jährigen Diana sei zu groß und Dianas Verständnis für ihre Rolle als Ehefrau des künftigen Königs zu gering. Außerdem gefalle ihnen nicht, wie sehr Diana den Prinzen umgarne und kontrolliere.

Die Hochzeit findet statt

Charles wollte die Kritik seiner Freunde nicht hören. „Der Prinz von Wales dachte, er habe die Frau seiner Träume gefunden; das Mädchen, dass das Land akzeptierte und das dazu in der Lage war, sein Leben und seinen Job mit ihm zu teilen“, beschreibt Penny Junor die Gefühle von Charles. Er glaubte daran, Diana eines Tages lieben zu können. Also macht er weiter, „wissend, dass ein Fragezeichen über der Zukunft hing“.

Die Ignoranz des Prinzen – ein Fehler, wie ein naher Verwandter des Royals der Autorin erzählt. „In seiner Position hätte er verdammt noch mal mit den Leuten reden sollen, weil er an die konstitutionelle und die private Seite denken musste. Er hat Diana unter Beachtung beider Seiten gewählt, aber genauso hätte er an die Konsequenzen für beide denken müssen, wenn es schiefgeht.“

Prinzessin Diana (†)

Königin der Herzen – ein Rückblick




 

Sollte Prinz Charles ebenfalls Zweifel an einer Hochzeit gehabt haben, so sagte er niemandem etwas davon. Erst recht nicht nach der Verlobung mit Diana. Die Hochzeit abzusagen wäre „entsetzlich und verletzend für jeden gewesen“, urteilt Penny Junor. Ganz zu schweigen von den Schlagzeilen und der Enttäuschung im Volk. Dass Charles mit einem Rückzieher der Monarchie deutlich weniger geschadet hätte als mit seinem Jawort ist etwas, das der Prinz zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen konnte.

Und so ging der 29. Juli 1981 in die Geschichtsbücher ein als der Tag, an dem Prinz Charles seinem Volk und seiner Familie das gab, was sich alle sehnlichst gewünscht hatten: die künftige Königin.

Verwendete Quellen: „Charles: Victim oder Villian?“ von Penny Junor, erschienen 1998 im HarperCollinsPublisher

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